Mittwoch, 2. September 2009

96,1 kg - vom Herbst getroffen

Der Herbst streckt seine dürren Fingerchen nach mir aus, drückt mir gleichzeitig auf die Tränendrüse, das Gemüt und klemmt das Ventil der Lebensfreude ab.
Das kommt, wenn man zu lange Spiegel TV mit dem allseits beliebten Thema "Fett" schaut.
Gezeigt wurden gestern Abend extrem dicke Menschen über der 200 - 300 kg Grenze.
Nette Menschen übrigens.
Wirklich nette Kerle.
Das muss man Spiegel TV jetzt mal zugute halten.
Die Männer wurden nicht wie erbärmliche Freaks vorgeführt, sondern als Fettleidende gezeigt, die selbst nicht recht wussten, wie es so weit kommen konnte.
Insgesamt tat es nicht wohlig gut, noch Dickere zu sehen, sondern muss mir ein paar schaurige Träume präsentiert haben, aus denen ich heute Morgen mit Schaudern erwachte.
An ein Herumdrehen und wieder Einschlummern war nicht zu denken, sodass ich im Endeffekt morgens um 4 Uhr im Bett saß, Tee schlürfte und Sitcoms guckte, von denen ich einen üppigen DVD-Vorrat habe.
Die Dicken hatten mich abends immerhin soweit ins Grübeln gebracht, dass ich vor dem Abend-Naschen auf die Waage stieg.
Und mir einen Tee kochte.
Und heute Morgen dann 400 Gramm weniger wog, als gestern Morgen.

Vielleicht ein guter Tipp.
Nicht der Tee - der ist immer ein guter Tipp.
Aber abends, wenn man den Lockruf des Kühlschranks hört, auf die Waage steigen und grübeln.
Während mein Tee zog, habe ich angesichts der Fettschürze des einen, (der wieviele 100er an Kilos abgenommen hatte?) dann Crunches gemacht, die ja nicht mehr Situp heißen.
Nicht zuviele, nur ein paar.
Den Kühlschrank zuzulassen und Tee zu kochen war die größere Leistung gewesen.

Meine Traurigkeit hält an.
Heute bin ich einsam.
Das ist einfach so.
Der Herbst kommt.
Wer jetzt kein Haus hat, baut keines mehr.
Wer heute keinen Mann hat, findet auch keinen mehr.
So in etwa.

Das liegt am Sommer, auf den ich wohl insgeheim Hoffnungen gesetzt habe.
Solange der Sommer kommt, wird alles immer besser.
Wenn der Sommer geht, kann dementsprechend alles nur wieder schlechter werden.
Gruselige Stimmung.
Entsprechend war ich shoppen.
Nein, keine Klamotten, sonst hätte man mich erhängt in einer grell beleuchteten Umkleidekabine gefunden, denn den Anblick meines neonbeleuchteten Hinterns hätte ich heute nicht gut verkraftet.
Stattdessen war ich in einem riesigen Discounter und habe Herbstvorbereitungen gekauft.
Kitschige Blätter, Kerzen, Drachen und ähnliches, das ich im Haus gegen Frühlingsschnickschnack austauschen werde. (ich meine natürlich das Gegenteil ...)
Johanniskraut in großen Mengen.
Schaumbad und Körperlotion
Pulvercappuccino und ein neues Kniffel.
Eine Familienpackung Labello und putzig dekorierte Tempo-Packungen.
2 Packs mit jeweils 4 Paar Handschuhen in dehnbaren größen, Mützen und Schals.
Blickdichte Tchibo-Strumpfhosen in allen Größen in schwarz und lila
Instant-Irish-Coffee von Jacobs (heiß Wasser dazu: lecker!)
Angora-Bettstrümpfe für mich
eine neue Fußmatte mit Herbstlaub
2 neue Lichterketten
1 Astilbe

Bei den anderen naht er langsam - bei uns ist er schon voll da: der Herbst.
Das ist wie Pflaster abziehen - ich bin für einmal schnell und schmerzhaft.

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