Mittwoch, 29. April 2009

95,2 kg Fähigkeit oder Sucht?

Ich sehe, dass meine monatelange Vorarbeit in Sachen "inneres Kind" und die Therapie-Gespräche mich wirklich weitergebracht haben, denn ich kann die Kommentare die Ihr mir gebt lesen, das Wohlwollen und evtl. auch einen Hauch Rechthaberei darin erkennen und dennoch auf meinem Weg bleiben, weil dieser Weg eben zu mir passt.
Das ist der Weg, den ich gehen kann.
Meine Fressanfälle zB, habe ich als eine meiner Eigenschaften angenommen.
Sicher wäre es schön, sie vom Hals zu haben, evtl. wäre das mit jahrelanger Therapie möglich, aber wer hat schon Zeit und Lust (und Geld?) dazu?
Man kann alles so oder so formulieren und so war es für mich persönlich nicht wichtig, meine Fressanfälle einzustellen, sondern sie wohlwollend als Teil meines Verhaltens-Repertoires zu akzeptieren.
Ich sage nicht länger, dass ich oft unkontrolliert fresse, sondern dass ich Stress, Frust, Müdigkeit, Zweifel, Sorgen, Trauer, Angst mit Essen kompensieren kann.
Was auch auf mich einprasselt, ich funktioniere prima, werde nur immer dicker.
Wenn ich mir anschaue, wie andere kompensieren, finde ich schon fast, dass ich doch richtig Glück habe. Und meine Kinder erst!
Wieviel netter ist es wohl, Kind einer Dicken zu sein, als das Kind einer Alkoholikerin, Tablettensüchtigen, Beziehungssüchtigen, Kaufsüchtigen etc?
Meine Kinder haben es hier schön, sauber und fröhlich - nur gelegentlich verschwindet ihre Schokolade und Mami bekommt Pickel ...
Und die Sache mit den Fressanfällen zu akzeptieren bricht den Teufelskreis aus Selbstvorwürfen und neuerlichem Anfall. Ich stelle dieser meiner Eigenschaft nun eben Reis zur Verfügung.
Bitte nicht falsch verstehen - ich esse keinesfalls nur Reis.
Derzeit halte ich es so, dass ich große Mengen Wasser trinke und wann immer ich Nebenbei-Gelüste verspüre, sie mit Reis im Volumen aufblähe.
Statt mir also nur eine winzig kleine Ecke vom Käse abzuschneiden (und wieder und wieder und wieder und ups, wo ist der Käse geblieben, da war doch gerade noch ein ganzes Stück???) belade ich einen Teller mit einem Beutel Reis und schnibble den Käse oder andere Objekte meiner Begierde drüber.
Und vor dem Mittagessen schnibble ich mir zB eine Banane auf den Teller, gebe einen Beutel Reis drüber - esse dies auf und trinke noch 2 Gläser Wasser oder so - übrigens mag ich das und empfinde das absolut nicht als "Wasser und Brot" oder so - und eine halbe Stunde später esse ich dann ganz normal mit meinen Kindern.
Und nein, so sieht nicht jeder Tag aus und das ist jetzt auch kein Plan für die nächsten Monate, sondern einfach etwas, was jetzt gerade gut (zu mir!) passt.
Dazu gehe ich ein- oder zweimal auf den Crosstrainer.
Ich sorge bei allem dafür, dass ich es genieße.
Ich mag diese Reismahlzeiten, ich mag die Zeit auf dem Crosstrainer, denn dann gucke ich mir derzeit jeweils eine Folge Navy CIS an.
Und wenn ich all dies nicht mag - wie gestern - dann gehe ich eben mal nicht auf den Crosstrainer.
Gestern zB hatten mich die Kinder zu einem Besuch beim Burger King überredet.
Ok ja, soooo schwer war das nicht ...
Und ich habe gestern also einen Crispy Chicken und so einen Burrito (?) - beides mit Extra-Käse - gegessen. Und dann war ich auch noch bei einer Freundin, die Käsekuchen gemacht hatte und ich habe ein Stück gegessen.
Und dennoch sinkt mein Gewicht derzeit.
Mir geht es mit mir gut, mein Gewicht sinkt langsam - ich glaube, so falsch kann das dann alles nicht sein.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kenne Sie nicht und lese hier zufaellig mit. Aber Sie haben sehr Recht: die Fressanfaelle sind ein Ventil fuer Sie. Warum Sie dieses Ventil brauchen, koennte eine Therapie klaeren - aber wie Sie selbst sagen: Zeit, Geld, Sitzfleisch etc. braucht man dazu. Und man hat das nun mal nicht in allen Lebenslagen. Also muss das Ventil als Ventil akzeptiert werden - und die Frage nach einem "Warum brauche ich Heini ein Ventil, bitte schoen??" aufgeschoben werden. Und wenn Sie das Ventil dazu noch entschaerfen - also Reis statt Kaese - dann ist das noch besser. Und wie Sie so schoen sagen: lieber so ein Ventil, als Alkohol, Tabletten usw. Bitte haben Sie Mut! Herzliche Gruesse von einer weiteren Ventil-Frau

Tine hat gesagt…

Ich denke, das ist zu allem der erste Schritt. Zwang und Geiselung helfen nur bedingt weiter.

Akzeptiere Dich selbst! Alles andere kommt von ganz alleine.