Freitag, 2. April 2010

Susanne Fröhlichs "Und ewig grüßt das moppelich"

Ich habe mich in einem Rutsch bis Seite 71 gelesen und habe ernsthaft Mitleid mit der armen Frau Fröhlich. Das meine ich ausdrücklich nicht sarkastisch!
Die Frau tut mir ernsthaft Leid, denn was ihr die Medien antun - und was sie sich von den Medien antun lässt, ist übel.
Ich weiß nicht, wie es ihr mittlerweile geht, aber als sie dieses Buch schrieb, war sie auf dem absoluten Rechtfertigungstrip, weshalb sie wieder zugenommen hat und tataaaaa: weshalb es auch viel gesünder ist oder zumindest nicht ungesund, bei ihrer Größe von 1,74 m 92 kg zu wiegen.
(wenn ich das richtig gerechnet habe, wog sie soviel, als sie für moppelich abspeckte)
Es ist soooo lustig, denn die meisten ihrer Argumente können wir vermutlich im Chor mitsprechen:

- der BMI sagt gar nichts aus, denn er berücksichtigt nicht den Umstand, dass Muskeln schwerer sind als Fett und die meisten Leistungssportler daher einen für ihre Figur hohen BMI haben.
Das stimmt natürlich, aber wer von uns hat schon soviel Muskelmasse wie ein Leistungssportler?
Und wahre Leistungssportler gucken auch nicht nach dem BMI sondern nach ihrer Muskelmasse.

Da sie selbst von den Medien wirklich boshaft aufs Korn genommen wurde, erscheint es ihr so, als würden alle anderen "Vergehen" nicht geahndet, während aber alle Welt aufs Körperfett schaut.
Wer wird denn derzeit aufs Korn genommen und in der Regenbogenpresse durchgehechelt?
Heidi Klumm, die nun wirklich nicht dick ist wird derzeit für ihre Geschäfttüchtigkeit und den Umstand, dass sie altert öffentlich zerrissen.
Übrigens finde ich die Frau Klasse. Mir gefallen geschäfttüchtige Frauen und dass ein Model mittels Trainer und Diät direkt nach einer Geburt wieder abspeckt, finde ich vollkommen verständlich, denn das ist nun einmal ihr Lebensunterhalt.
Idiotisch finde ich das bei Durchschnittsmamis, wenn sie nicht die finanziellen Mittel einer Frau Klumm haben um eine gescheite Kinderbetreuung zu finanzieren.

Egal - Frau Fröhlich jedenfalls klingt tatsächlich so, als sollte sie erst einmal alle Wunden lecken und ihre Seele wieder heilen lassen, bevor sie über ein erneutes Diäten nachdenkt.
Was mir auffällt ist, dass sie sehr häufig stürzt und zwar immer gleich sehr schmerzhaft.
Aufgeschlagene Knie, ausgekugelte Schulter, gebrochene Rippe (allerdings von einem Autounfall).
Den Rat ihrer Familie, zumindest ohne Musik zu joggen um ihren Gleichgewichtssinn nicht zu überfordern, verübelt sie leider, statt ihn anzunehmen.
Ich habe übrigens aus genau diesem Grund aufgehört zu joggen:
je schwerer ich wurde, desto häufiger bin ich gestolpert und was richtig gemein ist:
je schwerer man ist, desto folgenreicher ist ein Sturz.
So hat sich Frau Fröhlich bei einem Sturz beim Joggen die Schulter aus dem Gelenk gehauen.
Wer in Mathe aufgepasst hat, kann sich leise denken, wieviel Gewicht die Schulter bei einem Sturz hätte halten müssen. Ich persönlich habe beschlossen, erst im 70er Bereich wieder zu joggen, nachdem meine Stolperei begann und eine Freundin auf der anderen Seite der 100kg-Grenze sich bei einem eigentlich harmlosen Sturz ihr Bein gleich mehrfach brach.
Ein Therapeut, der viel Freude daran hatte, sie zu demütigen, erwähnte süffisant, dass es kein Pech sei, dass ihr Bein derart oft gebrochen sei. Was sie denn von Knochen erwarte, wenn sie doch so korpulent sei?
Diesen Kerl hätte ich gerne in Remoulade ertränkt, aber die Botschaft, dass man eine derart hohe Körpermasse besser nicht beschleunigt, ist hängengeblieben und daher trainiere ich seither auf Crosstrainer und neuerdings auf der Wii.
Auch mache ich sehr viele Balance-Übungen, denn ja, es ist schwerer, einen dicken Körper auszubalancieren, als einen dünnen und so stürzt man als Dicke auch noch öfter und folgenreicher.
Fair ist das nicht!
Darum würde ich gerne sagen:
Hut ab, dass Sie eine Stunde am Stück joggen können!
Aber lieber wäre mir, Sie täten es nicht, bis evtl. Stürze nicht mehr so gefährlich sind.


Diesen Bogen bekommt sie im Buch bisher aber noch nicht. (aber ich bin ja noch am Anfang)
Noch klingt sie eher verbittert und schimpft.
Sie gibt zig Beispiele, worüber die Medien und wir uns viel mehr aufregen sollten, als über ihr Körperfett. Da mich ihr Fett noch nie gestört hat, kommt das natürlich eher boshaft rüber.
Steuerflüchtlinge wirft sie den Medien-Geiern zum Fraße, Menschen die Kinder misshandeln und und und.
Für Menschen wie mich, die gar nicht mitbekommen haben, dass sie nach Moppelich überhaupt wieder zugenommen hat, trübt sie damit leider den Lesegenuss an ihrem eigenen Buch etwas ein.
Klar, wer im Mittelpunkt eines Sturmes steht, wer öffentlich vom goldgelockten immerjungen Gottschalk (was finde ich den Kerl widerlich!) gewogen wird und wem die Bild gleich mehrfach den "Streich spielt", unvorteilhafte Bilder und Gewichte zu veröffentlichen, der vergisst gerne, dass es Menschen gibt, die weder die Bild (oder Regenbogenpresse) lesen (oder ernst nehmen), noch dauernd vor der Glotze hängen.
Schade finde ich nur, dass sie überhaupt und wenn ich das richtig verstehe, gleich zweimal auf diese öffentliche Waage getreten ist und im Buch auch noch einen Kniefall in Richtung der Bild formuliert, damit die sie nicht umgehend wieder an den Pranger stellen.
Liebe Frau Fröhlich, gibt es einen Menschen, über den boshafter berichtet wird, als über Angelina Jolie? Seit Jahren wird munter berichtet, dass Brad sie bald verlässt, weil sie so durch und durch widerlich ist. Stattdessen bekommen sie munter weiter Kinder, drehen weiter Filme und lebe ihr Leben. Evtl. scheitert die Ehe tatsächlich irgendwann einmal und die Presse hat es immer schon gewusst.
Ich kann und mag mir diesen Druck nicht vorstellen, den man als "öffentliche Person" hat, aber diesen Schmeißfliegen dann ein eigenes Buch widmen?

Wunderschön ist nämlich die Schere, die Frau Fröhlich da im Kopf hat.
Sie kann nicht fassen, dass "alle" ihrem Gewicht soviel Aufmerksamkeit und Gehässigkeit widmen:
Was habe ich an mir, was Menschen so in Rage bringt?
Auch ich hege ein paar Aversionen. Aber ich würde den Leuten, die mir nicht gefallen, nicht auch noch Stunden meiner Zeit widmen.


Ach nein?
Sie lässt sich von Leuten, die ihr nicht gefallen bei laufender Kamera auf eine Waage stellen und öffentlich wiegen. Etwas das ihr zutiefst zuwider ist.
Sie druckt seitenlang abfällige Forenbeiträge und Artikel in ihrem Buch ab.
Pascal, Dana, loeli und ein Schwung Anonymer kann nun Susanne Fröhlichs Buch herzeigen und "schau' mal, das ist von mir!" sagen.
Das kann ich nicht.
Hm, vielleich sollte ich Frau Fröhlich mal ganz übel beleidigen?
Dann widmet mir diese berühmte Frau vielleicht auch ein wenig Aufmerksamkeit?

Halt, keine Bange, das habe ich nicht vor.
Lieber ziehe ich aus ihren Erfahrungen alles heraus, was mich auf meinem eigenen Weg weiterbringt. Dazu habe ich das Buch gekauft :)

ZB fühle ich mich auf meinem Abspeck-Weg bestärkt.
Wie Ihr wisst, specke ich auf dem altmodischen Weg ab:
Ernährungsumstellung und mehr Bewegung.

Gelegentlich lockt mich Sudda Suddas Methode, die all das in sich hereinstopfen muss, was ich nicht anrühren sollte. Halt, falsch - nur in vernünftigen Mengen bei Hunger essen sollte.
Mein Problem ist dabei noch: vernünftige Menge
Hunger

Wann immer ich mit meinen Ideen im Einklang bin, fühle ich mich gut.
Schaut Euch meinen sehr langsamen Gewichtsverlust in diesem Jahr an:
ich hungere nicht, sondern gehe bisher nur die abendlichen Fressanfälle an, die rein gar nichts mit Hunger zu tun haben.

Frau Fröhlich hat dagegen eine Radikal-Diät gemacht und es ist sehr verständlich, dass sie sich dabei nicht wohlfühlte und sich daher nicht dazu überwinden kann, damit wieder anzufangen.
Schon gar nicht, so lange die gefühlte Öffentlichkeit so böse zu ihr ist.
(nein, auch das meine ich nicht lästerlich - mir ist sehr bewusst, wieviele Dosen Ravioli ich des nachts kalt schlachten müsste um einen Artikel in der Bild zu verkraften)

Ich selbst fühle mich durch den vielen Sport derzeit gestärkt.
Damit er mir Spaß macht, schaue ich dabei DVDs - ein Luxus, auf den ich sonst verzichten muss, denn alleinerziehende Selbständige haben wirklich keine Zeit zum Fernsehen.
Da mir die Sturzgefahr beim Joggen aber zu hoch ist und ich gelenkschonend und sturzungefährlich auf dem Crosstrainer "jogge", kann ich mir in der Zeit das Fernsehen gönnen.

Und meine Ernährung ist kein wirklicher Verzicht.
Man fühlt sich an einem Abend ohne Fressflash - halt, nein ... man fühlt sich an einem Morgen nach einem Abend, an dem man so einem Fressanfall nicht nachgegeben hat, soviel besser, als wenn man den Kühlschrank geplündert hat.

Sie schreibt, als gäbe es nur die Wahl zwischen "fett" und "Size Zero".
Ihr Sohn sagt, sie habe ein Talent zu essen und ihre Lebenserwartung sei höher als die der ungesund hungernden Bewohner der Röhrenjeans und und und ...
... es klingt nicht eine Sekunde so, als sei sie mit sich und ihrem Gewicht wirklich auch nur annähernd im Reinen.
Im Flugzeug hat sie gerade ein pappiges Brötchen mit undefinierbarem Aufschnitt gegessen und spricht im gleichen Satz von "gönnen". Ihr Sohn legt sein pappiges Brötchen dazu und statt dankend abzulehnen, isst sie es auch, weil es nun einmal dort lag.
Du meine Güte - sie ist doch immer sooo laut und schlagfertig und schafft es nicht, dem eigenen Sohn zu sagen, wohin er sich pappige Brötchen stecken kann?
Übrigens sitzt sie im Flieger und gruselt sich davor, am Zielort dann in die Badekleidung zu steigen. Weshalb weiß ihr Sohn das denn nicht und verschont sie mit zusätzlichen Kalorien?

Meine Brut jedenfalls ist mittlerweile so konditioniert, dass mir umgehend der Keks von der Untertasse geklaut wird, wenn ich irgendwo einen Kaffee bestelle. Und ja, diese Unterstützung freut mich tatsächlich.

Ich weiß nicht, wie sehr ich selbst daran glaube, aber den Kindern habe ich mein Abnehmen so verkauft, dass ich mit 100 kg eine tolle Frau und Mutter bin, aber lieber weniger wöge um wieder in der freien Natur joggen zu können und mehr Auswahl in den Boutiquen zu haben.

Ach ja, darüber schimpft Frau Fröhlich auch:
zara bietet ihre Kleidergröße nicht an.

Das stimmt, aber mittlerweile gibt es mehr Geschäfte, in denen die XXL zu haben ist, als die in denen es die Größe nicht gibt. Und das meiste sind Jugend-Boutiquen, in denen ich eh nicht für mich shoppen möchte. "Forever 18", "New Yorker" und Co ...
Bei den Katalogen muss ich übrigens auch nicht zu Popken oder happy size - will ich auch nicht, denn gibt es da mal ein nettes Teil, tragen das dann gleich alle Dicken ...
Bon Prix, Sheego und Co bieten auch alle Größen zu einem Preis.

Insgesamt:
Frau Fröhlich sollte man in großen Mengen Badebomben und ähnliche Tröster schicken, damit sie die öffentlich gefühlte Riesen-Häme irgendwann als Scheinriesen erkennt :)

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