Mittwoch, 18. März 2009

Tage der Wehmut ... bei wieder 95 kg übrigens ...

Nein, keine Sorge, das wird kein weinerlicher Eintrag.
Ich habe damit begonnen, milder mit mir umzugehen.
In den letzten Jahren gab es vieles, wofür ich die Ärmel hochkrempeln und zupacken musste.
Immer mit dem Ziel, dass alles irgendwann besser wird.
Bei der Trennung von meinem Mann, war meine größte Sorge natürlich, dass die Kinder darunter leiden könnten und ich wagte den Schritt nur mit dem klaren Ziel vor Augen, dass diese Trennung auch für meine Kinder ein Gewinn sein müsste.
Ich gebe zu, dass ich ganz naiv dachte, dass ich irgendwann einen neuen, viel besseren Partner fände und dann das wohlige Gefühl, dass sich das alles gelohnt hätte eintreten würde.
Und ich glaube, dass ich bis zum Eintreffen dieses Prinzen unbeirrt in meinem Hamsterrad aus Arbeit, Haushalt, Kinder weitergelaufen wäre.
Die letzten Jahre habe ich tatkräftig verbracht.
Immer mit dem prüfenden Blick, was jetzt das beste wäre für - Arbeit, Haushalt, Kinder - nicht in dieser Reihenfolge, aber immer tatkräftig und immer mit festem Ziel, etwas für diese 3 Bereiche zu tun. Natürlich stehen die Kinder im Vordergrund. Ich muss Geld verdienen, damit genug für die Bedürfnisse der Kinder da ist. Der Haushalt muss gemacht werden, damit die Kinder in einem sauberen guten Umfeld aufwachsen und ich habe dauernd geschaut, welches Kind nun gerade was braucht.
Tatkräftig, unermüdlich und natürlich immer irgendwie fröhlich, denn nichts ist schlimmer, als eine verbitterte trostlose Mutter.
Dieses Anhalten ist nicht einfach. In vielen Aspekten meines Lebens ist einfach sagenhaft viel Energie gefragt. Die Dringlichkeit, Geld zu verdienen ist in Tagen dieser Wirtschaftskrise nicht unbedingt milder geworden und ein kindereicher Haushalt mit Haustieren macht sich auch nicht nebenbei. Die Kinder helfen immer schon mit, aber dennoch ...
Ich merke, wie achtlos ich mich behandelt habe, einfach weil es Zeit spart, weil ich genug am Hals hatte und mich nicht auch noch um mich kümmern konnte oder wollte.
In dem Bestreben, alles zu schaffen und auch noch ein wenig Zeit für mich zu haben, habe ich vollkommen versäumt, dieses bisschen Zeit für mich auch für mich zu nutzen.
Ein Fressanfall ist eine schnelle, hastige Angelegenheit - beginge man sie langsam, könnte man auch gar nicht soviel in sich hineinschlingen ...
Letzte Woche also, habe ich begonnen mir für mich und meine Fressgelüste Zeit zu nehmen.
Eher gesagt, sie mir noch näher zu begucken:
sie finden immer abends statt, wenn die Kinder im Bett sind - nicht, weil ich heimlich fressen muss, sondern weil meine Bedürfnisse die Gute-Nacht-Küsse meiner Kinder als Freischein nehmen, mich jetzt nicht mehr um die Kinder zu kümmern. Zum Arbeiten ist es nun auch zu spät und nachts noch ein wenig putzen?
Daher also das abendliche Fressen ... und evtl. auch diese Gier dahinter?
schnell, schnell, schnell, mehr, mehr, mehr
Die Sperrstunde in englischen Pubs führte auch zum schnellen Trinken von vermutlich mehr Alkohol, als man in mehr Zeit gemütlich getrunken hätte ...
Ich merke also, dass ich mit diesen Fressanfällen wohl eine Art zeitsparendes Ritual eingeführt hatte, mich um mich selbst zu kümmern, mir etwas zu gönnen, mich zu belohnen, mich zu trösten ...
Es ist jetzt gar nicht so einfach, dieses Ritual wieder abzulegen.
Keine Schnullerfee bringt mir ein Geschenk, wenn ich es unter den Kissen lege ... und auch die Titanic konnte nicht einfach in 3 Zügen wenden.
Mir hilft der Vergleich mit dem inneren Kind dabei, obwohl ich zugeben muss, dass ich in dem Buch nicht weitergelesen habe.
Wenn eines meiner Kinder bedrückt wirkt, öffne ich auch nicht den Kühlschrank und sage, ok, leg los, du hast die ganze Werbepause Zeit!
Ich gehe auf meine Kinder ein, bis auf den Tisch kommt, was es bedrückt.
Denn das ist das nächste Problem: meine Bedürfnisse erkenne ich schon gar nicht mehr.
Es äußert sich schlicht als Hunger. Egal wonach mir ist, was mir fehlt - es äußert sich als Hunger. Frust, Müdigkeit, Trauer, Langeweile, Freude - Essen!
So ganz sehe ich auch noch keinen Weg dies zu ändern.
Langes in mich Reinhorschen, wonach mir denn bitteschön ist und dann die Umsetzung ... entweder ist keine Zeit da, kein Geld oder kein Mann ;-)
Was soll ich tun, wenn mir nach Zärtlichkeit ist, nach Anerkennung, nach geistreichen Gesprächen, nach bewundernden Männerblicken?
Dies alles in mir selbst zu finden und mir selbst zu geben, ist evtl. nicht so einfach, wie für eine Weile die Kühlschranktür zu öffnen und mir eine Portion Ersatzbefriedigung mit Kalorien zu gönnen.

Aber ich bleibe dran ...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Egal wonach mir ist, was mir fehlt - es äußert sich als Hunger. Frust, Müdigkeit, Trauer, Langeweile, Freude - Essen!"
Da kann ich gerade nur bestätigend mit dem Kopf nicken. Das kenne ich nur zu gut. Das einzige Gegenmittel: Leben, statt alles in sich reinzufressen. Aber leichter gesagt, als getan...

Anonym hat gesagt…

Du hast es auf den Punkt gebracht - mir geht es ebenso.

Liebe Grüße,

Sabine

Minerva Huhn hat gesagt…

Ich bin heute zum ersten Mal bei dir.... und erkenne mich doch in einigen Beiträgen wieder.

Danke fürs ausformulieren! MINERVA