Sonntag, 31. Januar 2010

95,8 kg - auf zur 95 ...

Eva hat mich gestern zum Shoppen abgeholt und ihr Bestes getan, mich aus meiner derzeitigen Stimmung zu reißen. Was soll ich sagen?
Sie war absolut hinreißend, aber die Realitäten sind gegen sie.
Da ich mich diesmal endlich wirklich auf das Thema "Pfundis Pfunde" eingelassen habe, scheine ich entsetzlich dünnhäutig und sensibel für noch so ungewollte oder beiläufige Beleidigungen.
Eva steuerte schon ganz geschickt ausschließlich Shops oder Abteilungen an, in denen einem eher die Seele gestreichelt, als der Spiegel vorgehalten wird, aber während sie daran arbeitete, mich aufzuheitern, sammelte ich unermüdlich kleine Kränkungen ein.
Abschätzige Blicke von links oder die bloße Tatsache, dass Leute, die eben noch locker an Eva vorbeikamen, sich halb in Regale schmeißen um mich vorbei zu lassen.
In der Kosmetikabteilung eines Edelkaufhauses fragte eine Verkäuferin, "kann ich ihnen helfen?" und ich antwortete, dass wir nur schauen möchten, was die Verkäuferin sichtlich verwirrte, denn sie hatte eh die beiden perfekt blond gesträhnten Damen in den Pelzjäckchen hinter uns gemeint.
Klar, nicht das fette Trampel und die billige Kik-Schlampe.
(sorry, Eva)
Eva kommt einfach an nichts vorbei, was eine Wildtieroptik, schwarze Spitze oder Glitzersteinchenbesatz hat UND heruntergesetzt oder sonstwie günstig erscheint.
Das Ergebnis ist dann oft eine etwas gewagte Kombination, die sie gerne den frühen Madonna-Look nennt.
Nun, ich habe Eva umgehend einen Flakon des Parfums spendiert, das sie begeisterte.
Sie war begeistert, ich griff zu, bezahlte und ließ die Verkäuferin es mega aufwändig als Geschenk verpacken, bevor ich es Eva, die die ganze Zeit daneben gestanden hatte, überreichte.
Hach, ich hätte zu gerne das Gesicht der Verkäuferin gesehen, wenn Eva das Parfum umgehend wieder aus der Verpackung gerupft hätte, aber diese Szene hebe ich mir dann für die geschönte Buch-Version meines Lebens auf. (Und dann ist es auch die gleiche Verkäuferin, die uns am Anfang so schnöde übergangen hatte - für die Film-Version lassen wir dann die Frau einfliegen, die bei Pretty Woman die doofe Schnepfe gespielt hatte, die Julia Roberts nichts verkaufen wollte)
Nachdem ich Eva das Parfum geschenkt hatte, ging es mir besser, denn sie kann sich über so etwas ganz unbefangen freuen und ist nicht etwa peinlich berührt - und irgendwie musste ich ihre Aufheiterungsbemühungen honorieren.
Abends öffneten wir bei Eva dann noch die unverzichtbare Flasche Prosecco und sie meinte, ich müsse dringend zum Konzept meiner Diät zurückkehren. Dieser Überdosis an Beschäftigung mit meinem eigenen Körperfett müsste ich dringend etwas Sinnlichkeit entgegensetzen, damit ich aus der Meinung wieder herausfände, dass ich erst ab Mitte Juli wieder unter Menschen gehen sollte und das natürlich auch nur, wenn ich meinen Plan bis dahin durchzöge.
Sinnlichkeit
Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Evas Prosecco-Idee von damals, als wir uns gegenseitig in Dessous fotografierten, ging gestern gar nicht. Ja, man kann sehr schöne Fotos von dicken Frauenkörpern machen. Das tröstet aber auf Dauer nicht, denn ein geschickter Produktfotograf bekommt auch sehr anregende Bilder von Kartoffelklössen oder grober Bratwurst hin.
Wir könnten einen Porno ausleihen!, meinte sie, denn tatsächlich habe ich in diesem Leben noch keinen Porno gesehen.
"Nur wenn du einen findest, in dem eine Dicke meines Alters von einem attraktiven Mann auf nicht entwürdigende Art verwöhnt wird!"
Ok, kein Porno ...
Zuletzt meinte sie, ich bräuchte ein Date.
Grandiose Idee!
"Heißer Feger, 96 kg, 43 Jahre, sucht dich attraktiven Mann ..."
Irgendwo in den Weiten des Webs habe ich ja sogar eine Anzeige laufen, deren Resonanz mich auch des öfteren nicht schlecht erheitert, aber nicht zu Dates führt, da ich einfach noch nicht so weit bin, Männer zu treffen, die auf Frauen in Gummistiefeln stehen oder selbst gerne Nylonstrumpfhosen tragen.
Allerdings hatte ich Eva von einem niedlichen Kunden erzählt, nennen wir ihn "Opa", der mich schon öfter einmal eingeladen hat um für mich zu kochen.
Opa ist irgendwo zwischen 60 und 80 Jahren alt und ein Kunde.
Das sind gleich 3 Gründe um Essenseinladungen immer mit Hinweis auf meine Kinder und die Angebundenheit Alleinerziehender auszuschlagen. Sollten meine Kinder einmal erwachsen sein, werde ich eine pflegebedürftige Mutter erfinden!
Dummer Fehler, meint Eva.
Ich solle mich um Himmels Willen einen Abend lang einmal von ihm anhimmeln lassen!
Opa gehört zu der Art Mann, denen das Alter Flüssigkeit zu entziehen scheint.
Die "Peter Maffey" Art zu altern: Mumifizierung bei lebendigem Leib.
Grob geschätzt wiegt Opa etwa die Hälfte von mir, aber ich gebe zu, er ist immer äußerst charmant und unsere Termine gehören nicht zu denen, vor denen mir insgeheim graust.
Eva warf ein, dass ich nicht den Mann fürs Leben oder auch nur 3 Monate finden solle, sondern mir eine Portion des Anhimmelns hoffentlich wieder aus meiner selbsthassenden Stimmung helfen würde.
"So schlimm?", fragte ich.
"Schlimmer!", sagte sie.
"Du bist das schwarze Loch in Sachen Lebensfreude!"
Nach einem Moment des Schweigens und Prosecco-Trinkens fügte sie hinzu, dass es wieder an der Zeit sei, aus mir eine kleine Lustgrotte zu machen.

Opa, ich komme!

1 Kommentar:

Mausflaus hat gesagt…

es hat aber auch Vorteile nicht in die Schicki-Micki-Tussi-Sparte zu passen, ich bin auch irgendwas zwischen "Kik-Schlampe" (der Begriff ist echt geil!) und verstrubbelter Studentin, dass mich weder Verkäufer nerven, noch irgendwelche Promoter mir ihr Gewinnspiel aufnötigen, und Scientology fragt mich gar nicht erst nach Spenden wenn ich vorbeigeh ^^
bei Pornos haste übrigens nix verpasst, das ist alles nur widerlicher Dreck...
versuchs doch mal bei ner singlebörse, zb flirtlife oder in den wkw-gruppen. du bist schließlich nicht die einzige die übergewicht hat :-)