Sonntag, 7. Februar 2010

94,8 kg ... deprimiert

Gelegentlich ist es gar nicht gut, andere zu nah an sich heranzulassen.
Im besten Fall, wird man gekränkt und ist gerecht empört.
Im schlechteren Fall bekommt man unschön tiefe Einblicke in ausgesprochen deprimierende, leere Leben.
Zeit mit schreiend einsamen Menschen zu verbringen, hinterlässt einen sehr faden Nachgeschmack.
Und bei manchen ist es wie mit ausgetrockneten Zimmerpflanzen:
sie sind so ausgetrocknet, dass das Wasser nutzlos durch die vertrocknete Erde läuft, statt den Durst der Pflanze zu löschen.
Und ich weiß nicht, ob ich jetzt von Opi oder Eva spreche.
Opi muss vor Jahren noch ein ziemlich begehrenswerter Junggeselle gewesen sein.
Gestern war er ein lächerlicher Lustgreis, der mich mit Tränen in den Augen in die Flucht schlug.
Ok von Anfang an:
Eva hatte mich zu einem Glitzerklops mit Rüschen herausgeputzt.
Dazu hatten wir die alten Platten von Madonna gehört und rosa Champagner getrunken.
"Like a virgin!"
Das hätte alles sehr charmant und lustig sein können, wenn ich nur daran geglaubt hätte.
An Eva lag es nicht.
Sie kicherte und gluckste und cremte und zupfte und lackierte.
Ihren Vorschlag, ohne Unterwäsche zu gehen, konnte ich gerade noch abwehren.
Opi machte mir dann auch brav Komplimente, als ich mit der obligatorischen Verspätung bei ihm eintraf. Er hatte sich mit Lederhose, halb offenem Seidenhemd und Goldkettchen auch herausgeputzt und zusätzlich mit einem Herrenduft eingenebelt.
Seine Wohnung flüsterte mir aus allen Ecken und Kanten: früher war ich toll! entgegen, denn überall hingen Fotos von Opi in jung in abenteuerlichen Situationen oder schönen Frauen umrahmt.
Auweia!
Opi auf einem Berg, Opi mit einem riesigen Fisch, Opi am Ruder eines Schiffes, Opi mit teuren Autos und dann Pokale und Urkunden ...
Während er in der Küche verschwand trat ich an das Bücherregal und fand einen Schwung Gedichtbände. Viel Fried. Viel "es ist was es ist, sagt die Liebe"
Ein Buch von Fried war gleich doppelt vorhanden, was mich neugierig machte.
Nun, jedes Buch war von einer anderen Frau sehnsuchtsvoll oder schicksalsergeben signiert.
Oh ja, Opi hatte in diesem Leben seine Chancen bei der holden Weiblichkeit gehabt und hatte sie vielleicht noch immer, aber ergriffen hatte er wohl keine.
Keine Kinderbilder nirgendwo.
Ausschließlich Spuren vergangener Heldentage hinter Glas mit Goldrahmen.
Und überall schwarzes Leder.
Opi ist übrigens sehr idealfigürlich.
Ich sagte ja schon: er wirkt wie Peter Maffey oder Mick Jagger: bei lebendigem Leibe mumifiziert.
Zu essen gab es erst einmal eine französische Zwiebelsuppe, entsetzlich salzig mit Weißbrot und Käsekruste und danach dann Ziegel mit Öl und Tennisbällen.
Ok, es war ein Stück Wildschwein mit Sauce und dazu Knödel.
Meine Knödel neigen dazu auseinanderzufallen, weshalb ich sie gerne mit weniger Wasser koche um sie notfalls als Püree servieren zu können. Seine waren hingegen so zäh, dass ich sicher bin, sie wären getitscht, hätte ich sie geworfen.
Mir tat es um jede einzelne fettige Kalorie leid, dennoch aß ich ausführlich und langsam, da sehr deutlich im Raume hing, dass es nach dem Essen noch einen "gemütlichen" Teil gäbe.
Ich fühlte mich wieder einmal wie die prämierte Preiskuh und Opi war das schlaue Bäuerlein, das mich günstig erworben hatte.
Soviel zum Seelen-Streichelwert seiner begehrlichen Blicke auf mein Euter - ähm, meine Oberweite ...
Nach dem Hauptgang, bereitete er das Dessert vor und ich ging ins Bad um mir ein totes Schwein aus den Zähnen zu puhlen. Gerne hätte ich Opi gebeten, sein Schwein auch aus den Zähnen zu zupfen, denn der eine Goldzahn war schon gruselig genug.
Auf dem Weg zum Bad kam ich am Schlafgemach vorbei und ein Blick durch die offene Tür gab mir sozusagen DEN REST.
Schwarze Satinlaken unter getigerter Satin-Bettwäsche in einem schwarz gold verspiegelt gehaltenen Zimmer. An den Fenstern eine spannende Mischung aus schwarzem Samt und Gardine mit Goldkante.
Der Knüller wartete aber auf dem Nachttisch: ein Stapel Kondome und gleich 2 Dildos.
Mit einem entsetzten Quieken verschwand ich im Bad und forderte Eva auf, mich gleich, umgehend, sofort anzurufen und eines meiner zahlreichen Kinder zu spielen.
Mit allerhöchstem Mami-Bedürfnis!
Eva hatte die Ruhe weg ...
Was das denn für Dildos seien?
Hallo?!
Spielt das eine Rolle?
Der eine lila, der andere schwarz, aber beide riesig!
Und überhaupt!
Ah, erfuhr ich - das eine war kein Dildo, sondern ein "Analstöpsel".
Das Ding will er mir in den Hintern rammen?
Eva meinte, dann habe er sicher auch noch irgendwo Handschellen und hey, das wäre doch mal eine ganz neue Erfahrung ...
Wäre das kein Kunde, bräuchte ich nicht den einen oder anderen Auftrag:
ich hätte den Mann rechts und links geohrfeigt und wäre gegangen!
Aber so kehrte ich an den Tisch zurück, warf auf dem Weg noch einen Blick in die Folterkammer und war dem Obstsalat gegenüber wenig aufgeschlossen, den Opi gerade flambierte.
Flambierte!
Wann war das eigentlich modern?
Eva, das Biest ließ mich warten.
Opi hatte an seinem Hemd noch einen Knopf geöffnet und bot nun noch mehr Einblick auf sonnenbankgebräunte, schlaffe Haut mit Goldkettchen und gekräuselter Körperbehaarung.
Den Rest des Abends kann ich nicht wirklich schildern, da meine Sicht durch die Riesendildos irgendwie getrübt war.
Egal, was er sagte, ich sah nur noch einen mageren Sadisten vor mir, der mir einen Stöpsel in den Hintern jagen wollte und war ihm gegenüber irgendwie voreingenommen.
Wie ein freundlicher Vampir einem Kerl gegenüber, der Hammer und Pflock in den Händen hält ...
Gerade als er mich zu einem Cognac auf das Sofa komplimentieren wollte und uns passende Musik auflegen wollte (ich tippe auf "Je t'aime' und "Voulez vous coucher avec moi" ...), klingelte endlich mein Handy und mein verzweifeltes Eva-Kind war dran.
"Mama! Ich will nach hause!", plärrte sie gekonnt.
"Papa will seinen neuen Analdildo an mir ausprobieren!"
"Eva!", rief ich entsetzt.
Nun weiß Opi ja, dass meine Kinder nicht Eva heißen und so rief ich noch "kann dir vielleicht helfen!"
Eva blieb in der Rolle und plärrte schön laut lauter kruden Unfug in mein Handy, von dem glücklicherweise nur "verzweifelte Tochter" herauszuhören war.
Meine Güte, war ich froh, als ich ungepflockt in mein Auto geflohen war und dieser schaurige Abend hinter mir lag!

5 Kommentare:

Martina hat gesagt…

erstmal hallo :) ich lese den blog erst seit kurzem, deswegen verzeih bitte die frage, aber was machst du beruflich? steht sicher irgendwo, aber ich habe noch nich alle alten einträge gelesen...
den ausdruck 'glitzerklops' finde ich übrigens sehr schön :D
viel erfolg beim abnehmen!

Anonym hat gesagt…

Puuuuh - jetzt habe ich glatt bis zum Ende des Posts den Atem angehalen. Das ist ja gruselig - du hast mein volles Mitgefühl.

Dein Peter Maffay Opi erinnert mich stark an einen früheren Nachbarn, der mich in einer für mich sehr traurigen Zeit unbedingt aufmuntern wollte. Na ja, eigentlich wollte er sein eingetrocknetes Liebesleben etwas aufmuntern (um es mal nett auszudrücken).

Erhol dich gut :-)

Sudda Sudda hat gesagt…

Boah... nich im Ernst, oder?

Das MUSS verfilmt werden! Du schreibst soooo genial.

Und doch... wie du schon sagst... gut, dass du nicht gepflockt wurdest!

Auweia!

sternchenjg hat gesagt…

*gnihihi* Vielleicht solltest ja auch DU IHN pflocken :lol:

Anonym hat gesagt…

Das würde mir glatt den Tag retten - wenn der nicht eigentlich schon ganz nett wäre. ;)
Darf ich dich bei mir verlinken? Ich glaub, wir passen ganz gut zusammen, wenn es mir auch weniger ums Abnehmen geht - 20 Kilo weniger, und ich bin definitiv tot. Aber ich finde, das Abknöpfen ist irgendwie kompatibel. :)

Liebe Grüße
Aminte