Samstag, 27. Februar 2010

dreimal Frühsport ...

Doch ja, es hat geklappt.
Ich bin an allen drei Werktagen gegen 5 Uhr morgens auf den Crosstrainer gestiegen und habe mein Sportprogramm durchgezogen.
Das hat sehr gut getan, wenn ich auch Freitag überrascht feststellen musste, dass mich in der letzten Zeit gar nicht mein Sport-Vorsatz so ausgebremst hat, sondern ich mit einer kleinen depressiven Phase zu kämpfen habe.
Wer mit Depressionen zu tun hat, weiß was ich meine.
Dieses "Zeit verlieren". Sich in das Büro zu setzen und mehr als eine Stunde Zeit zu verlieren, bis man tatsächlich mit der Arbeit beginnt.
Nun, damit dürften im Winter einige Menschen zu kämpfen haben.
Ich war bei meiner Heilpraktikerin und wirke mit Kügelchen und Tröpfchen einem tieferen Grau entgegen.

Meine Ernährung habe ich in den letzten Tagen sehr halbherzig betrieben. Einerseits viel Gemüse und Fisch, andererseits viel Eis, Kekse und Schokolade.
Allerdings kein Versagens-Gefresse, sondern eher Nervennahrung gegen das Grau, während ich an den Bahnen für morgen und übermorgen wirke.

Ich laufe leise Gefahr zu vereinsamen, weil ich meine Lebensführung ändere.
Einerseits sortiere ich Menschen aus, die mir nicht gut tun und andererseits werde ich von Menschen aussortiert, die eine immer abrufbare, gutmütige Dicke "gebucht" hatten und keine, die Ansprüche stellt.
Es ist interessant was passiert, wenn man nicht bereit ist, dem halben Bekanntenkreis die Einkommensteuer 2009 zu machen. Es wird einem nicht gedankt, dass man das all die Jahre gemacht hat, sondern verübelt, dass man es künftig nicht mehr macht.

Ich entrümple weiterhin mein Leben und schaffe Platz.
Bei allem und jedem klopfe ich mittlerweile ab, was zurückkommt und wenn das nichts Gutes ist, gebe ich es oder ihn/sie auf.

Donnerstag habe ich mir eine fürchterliche Ohrfeige eingefangen, als ich bei einer dieser Verkaufpartys keinen Likör trinken wollte und auch die Finger vom Kuchen ließ. Ich war vorher mit meinen Kindern in der Eisdiele gewesen und hatte genug Zucker im Körper.
Die gertenschlanke Gastgeberin sagte recht laut und pikiert, dass ihr Kuchen mich nicht dicker machen würde und dass es darauf ankäme, im Alltag Disziplin zu beweisen und nicht nur vor Publikum.
Brauche ich überteuerte Kerzen?
Öffentliche Demütigungen?

Der Gag ist: sie hatte vollkommen Recht!
Kaum zuhause, tunkte ich nach und nach eine ganze Packung Prinzenrolle in Milch und fraß sie auf.
Erbärmlich - nicht erbärmlich?
Ansichtssache.

Ich kann eine derartige öffentliche Demütigung mit einer Packung Keksen kompensieren.
Beim Fressen kann ich meine wunden Gefühle vorsichtig sortieren und heilen.
Anders als ganz früher, hatte ich mir die Kekse auf einen Teller gelegt und die Milch war in meiner Riesen-Lieblingstasse, denn man kann Prinzenrollen-Kekse nicht in alle Tassen stippen.
Ich hatte mir sogar eine Kerze angezündet und Musik angemacht.
Bei meinem Zwiegespräch gratulierte ich mir zu der Fähigkeit, mit ein paar Keksen wieder aus diesem Tief herauszufinden, statt mich darin zu suhlen, was für eine erbärmliche Lachnummer ich doch bin.

Und erneut fasste ich den bereits einmal gefundenen Entschluss, mich selbst aus dieser Art "Nutztierhaltung" zu entlassen.
Ich werde mich nur noch mit Menschen einlassen, die ich selbst auf die Welt gebracht habe, an denen ich Geld verdiene oder die mir ganz eindeutig gut tun.

Leute, die mich einladen, damit sie mehr Gastgeberpunkte bekommen, gehören da eher nicht zu.

Natürlich habe ich Angst zu vereinsamen.
Alleinerziehende, dicke Frauen diesseits der 40 laufen nur wenigen Menschen in der Form über den Weg, dass sich tiefe Freundschaften, Nähe und Gemeinschaft ergeben.

Aber an einem Tisch mit 7 Weibern zu sitzen, die einen gerade mehr oder weniger verstohlen auslachen, ist nicht "nicht einsam".
Hätte ich stattdessen gemütlich mit einem Buch auf dem Sofa gesessen oder gearbeitet oder geputzt ... ich hätte die Kekse nicht "gebraucht".

Ich überlege vage, mich einem Verein anzuschließen oder Kurse bei der Volkshochschule zu belegen um unter Menschen zu kommen.

Sehr vage.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Diese Vereinsamungsangst kenne ich auch noch sehr gut. Und tatsächlich sind auch mir einige "Freunde" abhanden gekommen, seitdem ich nicht mehr versuche für alle da zu sein außer für mich selbst. Da trennt ich dann die Spreu vom Weizen. Aber der Weizen wird umso wertvoller.

Und Menschen die ihr Selbswertgefühl damit puschen, dass sie auf uns "disziplinlose" Dicke herabsehen können, braucht kein Mensch.

Ich wünsch dir ein paar Sonnenstrahlen für die gepiesakte Seele :)

Anonym hat gesagt…

Du kannst super schreiben. Wow. Ganz toll. Und ich finde mich in so vielen Texten volle Kanne wieder.
Wo wohnst Du ?!?!?

Gruß
die Schmedderling